Die Grafschaft hält die Erinnerung an die Verfolgung der Grafschafter Juden wach.
Es war der Auftakt zum Holocaust. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 überfielen Nazischergen Einrichtungen und Geschäfte jüdischer Bürger überall in Deutschland und auch in der gesamten Grafschaft. Sie hinterließen Zerstörung, Angst und Schrecken bei den betroffenen jüdischen Mitbürgern.
Familie Jakob aus Nierendorf
Das Schicksal der Nierendorfer Familie Jakob ist durch die Dorfchronik überliefert. Der Verfasser Pastor Häbler beschreibt die Vorkommnisse der von den Nazis so genannten „Reichskristallnacht“ erschreckend detailliert. Es war für die Familie Jakob der Beginn eines langen erniedrigenden Leidensweges. 1942 wurde die gesamte Familie Jakob, Heinrich und seine Frau Emilie, sowie die Kinder Leo, Siegfried und Walter in Konzentrationslagern ermordet. Eine Gedenktafel in Nierendorf nennt ihre Namen und erinnert an die Leiden der Familie. Sie ist damit gleichzeitig Erinnerung und Mahnung.
Gedenktafel am Rathaus Ringen
Aber nicht nur in Nierendorf wurden jüdische Familien bedroht, verfolgt und ermordet. Auch in anderen Orten der Grafschaft kam es zu organisierten Überfällen, Verfolgungen und Deportationen.
Der Grafschafter Gemeinderat hatte einstimmig beschlossen, dass eine Gedenktafel an die jüdischen Opfer der Nazi-Gewaltherrschaft erinnern soll. Dabei werden alle Namen der deportierten und ermordeten jüdischen Bürger der Grafschaft genannt und auch – soweit bekannt – in welchem Vernichtungslager sie ermordet wurden.
„Es war uns Sozialdemokraten wichtig, dass diese Gedenktafel an einem Ort der öffentlichen Wahrnehmung ihren Platz findet damit die Erinnerung an die Opfer und ihre Leiden nicht verblasst. Die Gedenktafel hat am Haupteingang des Rathauses einen würdigen Platz gefunden“ so Hubert Münch, Fraktionschef der SPD im Gemeinderat.
In ihren umfassenden Bemühungen einer würdigen Erinnerungskultur unterstützt die Gemeinde Grafschaft auf Initiative der SPD seit einigen Jahren auch die Gedenkstätte Lager Rebstock und fördert den Synagogenverein Ahrweiler.
Buch zur „Geschichte der jüdischen Einwohner in der Gemeinde Grafschaft“
Eine umfassende historische Aufarbeitung jüdischen Lebens in unserer Gemeinde ist gerade erschienen. Auch dieses bemerkenswerte Werk von Ottmar Prothmann hat der Gemeinderat mit einer hohen Förderung unterstützt. Auf 335 Seiten werden die Schicksale und Lebensverhältnisse unserer jüdischen Mitbürger vom Mittelalter bis zur Nazi-Terrorherrschaft eindrücklich beschrieben.
Aufruf:
„Die Verbrechen des Nationalsozialismus mahnen uns: Demokratie muss immer wieder verteidigt und belebt werden. Die Gräueltaten des 2. Weltkriegs und die Verfolgung und Ermordung von Millionen Menschen zeigen, wie zerbrechlich Zivilisation, Demokratie und Menschenwürde sind. Wir haben die Pflicht, an diese Verbrechen zu erinnern und der Opfer zu gedenken. Ebenso müssen wir uns ganz besonders im heutigen Umfeld entschlossen gegen all jene stellen, die die nationalsozialistische Vergangenheit relativieren, kleinreden oder umlügen“, so Udo Klein, Vorsitzender der SPD Grafschaft.
Wichtiger denn je: Flagge zeigen gegen rechts
Die SPD Grafschaft wird sich auch in diesem Jahr wieder an der Mahnwache am 9.11. und am Tag der Demokratie am 16.11. in Remagen aktiv beteiligen. Mit einem Infostand sind wir an der FH Remagen auf der Gothestraße gemeinsam mit vielen Freunden u.a. vom Friedensbündnis , Asta und DGB vertreten unter dem Motto „Kein Bock auf Nazis“.
„Mit dem Konzept Bühne und Infostände auf die Goethestraße vor die FH zu verlegen bekräftigen wir unseren Anspruch : „Wir überlassen die Straße nicht den Nazis“, so abschließend Udo Klein für die SPD.